Zwei aktuelle Studien belegen, wie es am Immobilienmarkt in Österreich nach dem Corona-Shutdown aussieht. Kurz gesagt: Immobilien sind nach wie vor in.
Der aktuelle »Immobilien-Preisspiegel 2020« ist am 1. Juli 2020 vorgestellt worden und am 24. 7. 2020 in der gedruckten Version erschienen. Dieses Buch reflektiert den statistisch errechneten Durchschnittspreis der im Vorjahr erzielten Immobilienpreise. In der aktuellen Ausgabe zeigt sich, dass sich der verknappte Grundstücksmarkt in Oberösterreich durch die Corona-Pandemie noch verschlechtert hat. »Grund ist, dass freie Grundstücke zur Absicherung gehalten und nicht verkauft werden. Das gilt auch bei gebrauchten Wohnimmobilien«, erklärt Mario Zoidl, Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der WKOÖ.
Land wieder beliebter
In Oberösterreich ist ersichtlich, dass zwar die Preise noch immer leicht ansteigen, sich die Lage jedoch relativ normalisiert hat. Das gilt vor allem im Großraum der Landeshauptstadt Linz, hier ist diese Normalisierung der Preise deutlich sichtbar. Im Bezirk Linz Land z. B. sind im Gegenzug zu den letzten Steigerungsjahren die Preise nahezu gleich bzw. mit sehr wenig Bewegung nach oben geblieben. In den ländlichen Bezirken wie Vöcklabruck gibt es entgegen der letzten Jahre jedoch größere Steigerungen zu verzeichnen. In der zweitgrößten Stadt Wels sind besonders gute Lagen stark nachgefragt, was sich in den Preissteigerungen gut erkennen lässt.
Den Trend – hinaus zu den ländlichen Bezirken – bestätigt auch eine repräsentative Gallup-Studie, die in diesem August vorgestellt wurde. Hier gaben ca. 75 % der Befragten an, dass es während der Krise besser ist, in einem ländlichen Gebiet zu leben. Bewohner ländlicher Gebiete zeigen sich laut dieser Studie überdies zufriedener als Städter, ältere Menschen zufriedener als Jüngere, Eigentümer zufriedener als Mieter. Die Corona-Krise mit Home-Office und Home-Schooling drückt zwar bei den Bewohnern kleinerer Immobilien und Städtern merklich auf die Wohnzufriedenheit, generell allerdings sind die Österreicherinnen und Österreicher mit ihrer Wohnsituation äußerst zufrieden.
Immobilien als Krisenversicherung
Dennoch wollen etwa 25 % der Befragten in den nächsten 1 – 2 Jahren übersiedeln, vor allem junge Menschen unter 30. Das würde bei österreichweit etwa 4 Millionen Haushalten bedeuten, dass potentiell bis zu 1 Million Immobilien den Besitzer wechseln könnten. Eine Entwicklung, die sich durch die Corona-Krise noch verstärkt hat. Dabei planen Mieter deutlich häufiger eine Übersiedlung als Immobilieneigentümer (51 % vs. 16 %). Der stärkste Motivator für eine Übersiedlung ist die zu geringe Größe der aktuellen Immobilie (36 %), wichtige Gründe sind auch zu hohe Kosten der Immobilie (19 %) und berufliche Gründe (15 %). Aber auch familiäre Gründe wie Trennung (8 %) bzw. Familienzuwachs und Zusammenziehen (3 %) spielen eine Rolle. Diesem Wunsch nach Veränderung stehen aber die Zahlen der Immobilienbesitzer gegenüber: Nur etwa 10 % der Befragten haben aktuell vor, eine Immobilie zu veräußern. Diese Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage zeigt, dass Immobilien gerade in Krisenzeiten ihren hohen und stabilen Wert zeigen und als zuverlässige Krisenversicherung gelten.