Coronapandemie und Ukrainekrieg haben ihn verstärkt – den Trend, in Immobilien zu investieren. Gerade in Krisen und unsicheren politischen Zeiten rücken Immobilien immer ganz nach oben auf der Liste der stabilen Wertanlagen. Durch die erhöhte Nachfrage sind auch die Preise rasant angestiegen. Wie lange kann das so weiter gehen?
Wenn man sich unter Experten der Fachgruppe für Immobilen- und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer Oberösterreich umhört, werden die Stimmen, die eine Stagnation oder gar einen Rücklauf der Immobilienpreise in den nächsten Jahren prognostizieren, immer lauter. Dafür gibt es einige gute Gründe.
In den letzten Monaten haben die Immobilienpreise zunächst nochmal angezogen. Die Nachfrage scheint also noch ungebremst. Die Ursache dafür liegt aber auch in der bisher niedrigen Finanzierungsschwelle. Wohnbaukredite waren zu historisch günstigen Konditionen verfügbar, die Hürde notwendigen Eigenkapitals konnte teilweise gänzlich entfallen.
Genau damit scheint aber vorerst Schluss. Die Zinsen für Baufinanzierungen sind vor allem durch den Ukrainekrieg bereits deutlich gestiegen. Banken versuchen sich mit höheren Zinssätzen angesichts der labilen politischen Situation zunehmend abzusichern. Zudem haben sich die Vorgaben an das verfügbare Eigenkapital und die zurückzulegenden Sicherheiten verschärft. Diese Maßnahmen werden in absehbarer Zeit dazu führen, dass sich wieder deutlich weniger Menschen eine Immobilie überhaupt leisten können.
Dazu kommt die gegenwärtige Rekord-Inflation. Die Teuerung lebenswichtiger Güter und Waren führt logischerweise auch dazu, dass viele sparsamer mit ihrem Kapital umgehen und nicht mehr so einfach in Immobilien investieren werden. Jüngst hat bereits die Europäische Zentralbank EZB auf die hohe Inflation reagiert und den Leitzins angehoben. Ein angehobener Leitzins wird Banken, die sich Geld von der EZB leihen, wiederum dazu anregen, ihre eigenen Baufinanzierungszinsen weiter anzuheben.
Hohe Preise, steigende Zinsen, höhere Finanzierungshürden – all das dürfte fast notwendig für eine Abschwächung der Nachfrage nach Immobilien sorgen. Sinkt aber die Nachfrage weit genug, wird sich auch der Immobilienmarkt anpassen müssen. Und dann könnten auch die Preise für Immobilien wieder sinken.