Was sich anhört wie eine Folge von Lockdown und Social Distancing ist in Wirklichkeit ein schon viel älterer Trend: immer mehr Menschen leben in Privathaushalten alleine. Laut Experten der WKOÖ Immobilien- und Vermögenstreuhänder hat sich die Anzahl der Einpersonenhaushalte seit den 80ern mittlerweile verdoppelt. Neben den bereits genannten aktuellen Faktoren gibt es einige weitere Gründe, warum dieser Trend auch auf absehbare Zeit anhalten wird.
Natürlich spielen die gegenwärtigen äußeren Umstände auch eine Rolle bei der weiterhin steigenden Nachfrage nach alleine bewohnten Haushalten. Der Rückzug in den sicheren Privatraum ist eine verständliche Reaktion auf ein allgemeines Gefühl der politischen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Unsicherheit.
Aber es ist bei weitem nicht der einzige Faktor, und statistisch wohl auch nicht der wesentliche. Entscheidender ist da schon die kulturelle Betonung der persönlichen Entwicklung bei maximaler individueller Freiheit, der sich zumindest vor dem Bruch durch die Pandemie in der Beziehungskultur gezeigt hat. Die Tendenz, nicht mehr im großen Familienrahmen zu leben, klassische Beziehungsmodelle zu hinterfragen und einmal geschlossene Verbindungen auch wieder zu lösen führt natürlich auch zu einem höheren Bedarf an Single-Haushalten.
Noch viel entscheidender ist aber die Altersgruppe ab 65 Jahren. Hier lebt jede dritte Person in Österreich in einem Einpersonenhaushalt. Auch das lässt sich durch kulturelle Entwicklungen erklären. Zum einen steigt die Lebenserwartung konstant an und die Gesellschaft wird insgesamt tendenziell älter. Zum anderen führen medizinische und technologische Fortschritte auch dazu, dass wir auch im höheren Alter noch fitter bleiben und länger in den eigenen vier Wänden wohnen können. Nichtsdestotrotz wird je höher das Alter wird, die Trennung oder der Tod eines Partners immer wahrscheinlicher.
Umso wichtiger ist es, die nötigen Wohnräume zu schaffen und schon heute die nötigen Entscheidungen in der Entwicklung der österreichischen Immobilienlandschaft zu treffen.